Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?

Schweibenalp Oktober 2009

Erfahrungsbericht M.N.

Ich bin jetzt über 40ig und habe mich in all den Jahren immer mehr von mir entfernt. In 7 Tagen Naikan habe ich mich wieder kennengelernt und mit meiner Lebensgeschichte versöhnt.
Meine wertvollsten Erlebnisse mache ich in der Stille, Naikan gibt sie mir.
Das heutige Leben ist hektisch, ,reizüberflutet und geht oft an die Substanz, nach einer Woche Naikan kann ich wieder mit neuem Elan in den Alltag.

 

Erfahrungsbericht F.H.

Naikan war eine hervorragende Erfahrung. Keineswegs einfach; am dritten Tag musste ich kurz raus, ich hielt es hinter dem Parawan nicht mehr aus. Danach ging es, bis ich am zweitletzten Tag wieder einen Durchhänger hatte und einfach gedanklich nicht mehr weiter kam. Auch hier hat ein halbstündiger Spaziergang sehr gut gewirkt, es war aber unheimlich laut da draussen. Selbst der Giessbach und die Vögel auf den Bäumen erschienen mir extrem laut. Mein Sitzleder würde völlig überbeansprucht, aber schon am zweiten Tag wich der Schmerz einem ständigen brennen und war durchaus auszuhalten. Es dauerte gut zwei Tage, bis ich mich auch ausdauernd auf die 3 Fragen konzentrieren konnte, ohne mich ständig wieder durch irgendwelchen Alltagsmist ablenken zu lassen. Die Entwicklung ist beeindruckend. Man kommt zu einer unbeschreiblichen Ruhe und bekommt einige neue und sehr hilfreiche Erkenntnisse oder Erklärungen für Erlebtes. Die Erfahrung Naikan ist sehr beeindruckend; sich eine Woche mit sich alleine zu beschäftigen, nur sich selber auszuhalten und seine Vergangenheit aufzuarbeiten hat etwas sehr reinigendes und erleichterndes. Für mich war Naikan sehr wertvoll und ich bin überzeugt, dass es mir auch allgemein im Alltag eine bereichernde Stütze sein wird.

Die Betreuung durch Ruedi Beiner war hervorragend und beeindruckend, es fehlte mir an nichts und seine Erfahrung hat mir sehr geholfen. Für mich war meine erste Naikan-Erfahrung ein Erfolg und ich bin gespannt, wie nachhaltend sich dies langfristig auf meinen Alltag auswirkt.

Schweibenalp April 2009

Erfahrungsbericht B.D.

Ich habe einige Sätze aufgeschrieben die mir geblieben sind nach der Naikan-Woche.

Wenn ich an meine Mutter denke kommt mir ein Lächeln.
Was für ein Luxus es ist 7 Tage nur über die 3 Fragen nachzudenken.
Hier und da zu spüren: so war es.
Wie selten ich bedingungslos etwas tue für eine Person.

 

Bodingbach Oesterreich Februar 2009

Erfahrungsbericht TH.H.

Mein Naikan-Retreat liegt nun schon einen Monat zurück, so dass ich mit ein wenig Abstand darüber berichten kann.

Warum ich überhaupt zu einem Naikan-Retreat gekommen bin:

Ich hatte vor 8 Jahren einen schweren Unfall, der zu
einer partiellen Querschnittslähmung geführt hat. Das hat mich schwer
getroffen, da ich mich bis dahin über meine Aktivitäten, Klettern und
Reisen, definiert habe, und diese nun nur mehr sehr eingeschränkt
möglich sind. Vor einem halben Jahr habe ich die Einnahme von
Antidepressiva (langsam) abgesetzt, weil ich versuchen wollte, ein Leben
mit weniger Medikamenten führen wollte. Dabei bin ich an meine Grenzen
gestossen (und an die Grenzen meiner Frau). Eine Bekannte hat mir dann
Naikan empfohlen.

Mein Eindruck vom Naikan-Retreat:

Besonders in den ersten Tagen war es nicht ganz das, was ich erwartet habe:

Ausser einem kurzen Gespräch am Anfang gab es keine
besondere Einführung; und bei den Gesprächen mit dem Leiter bekam ich
weniger Feedback als ich mir anfangs erhofft. Mit der Zeit merkte ich
dann aber, dass genau das die Stärke von Naikan ist: man wird in keine
Richtung gedrängt, und hat trotzdem die Möglichkeit, sein Leben und
seine Handlungen objektiv zu betrachten.

Und die wenigen Naikan-Vorgaben (die 3 Fragen, und
die Konzentration auf jeweils eine Person) geben trotzdem genügend
Struktur, dass man systematisch sein Leben durchgehen kann. Besonders
die Tatsache, dass man wirklich versucht Personen, Ereignisse und
Handlungen zu betrachten und nicht zu werten, erlaubte mir einen
neutralen Abstand, ohne – wie sonst meist der Fall – depressiv und
gleich überfordert zu werden. Am Ende war ich überrascht, an wie viele
Dinge ich mich noch erinnern konnte. Die Woche war eine spannende,
abenteuerliche „Reise nach Innen“, eine „Reise in meine Vergangenheit“.

Eine Passage von T.S. Eliot fasst meinen Gesamteindruck von meinem Naikan- Retreat sehr gut zusammen:

We shall not cease from exploration

And the end of all our exploring

Will be to arrive where we started

And know the place for the first time.

… Und einen Monat später:

Naikan löst Probleme nicht. Auch wenn man es gleich
eine ganze Woche lang macht. Aber Naikan kann eine Perspektive geben,
und einen emotionellen Abstand, der besonders bei Depressionen sehr
leicht verloren gehen kann – manchmal mit katastrophalen Konsequenzen.
Diese Perspektive im Alltag nicht zu verlieren, das ist die
Herausforderung, an der ich nun arbeite.

Das Naikan Retreat hat mir die innere Ruhe gegeben,
nach der ich mich schon so lange gesehnt habe. Und vielleicht auch einen
Weg, diese Ruhe, welche im Alltag so leicht verloren geht, auch
wiederzufinden. Wie gut das funktioniert – das wird die Zukunft zeigen.