Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?

Schweibenalp März 2010

Erfahrungsbericht B.J

Meine Naikan-Erlebnisse vom 19.03. bis 26.03.2010
Ich durfte auf der Schweibenalp, an einem Kraftort
auf 1100 m in der Ruhe dieser friedvollen Landschaft in mich
hineinschauen. Der Naikan-Leiter, Ruedi Beiner, hat die Woche mit nur
zwei Teilnehmern durchgeführt, obwohl zwei weitere Teilnehmer
kurzfristig absagten. Auf diesem Weg der Innenschau war ich von Ruedi
auf sehr achtsame und einfühlsame Weise begleitet worden. Jeder
Teilnehmer sass die ganze Woche in seinem Einzelzimmer. Jeder bekam
dreimal täglich das Essen vom Leiter aufs Zimmer getragen. Zudem gab es
täglich in 1 ½ stündigem Abstand neun kurze Einzelgespräche mit dem
Leiter. Tagwache war jeweils um 06.00, Ende um ca. 21.00. Zweimal
während der ganzen Schönwetterwoche war ich kurz draussen für ca. je 20
Minuten. Es galt, draussen keine Kontakte zu knüpfen, auch nicht mit dem
andern Teilnehmer, sollten wir uns mal auf dem Gang begegnen. Es galt,
keinen Augenkontakt zu haben mit anderen Menschen, einfach ganz bei sich
zu sein.
Naikan ist Versöhnung mit sich selbst. Die Arbeit mit den
drei Fragen musste mit ganzer Kraft vollbracht werden. Ich habe von
Zweifel, über Wut und Hass bis zur innerlichen Selbstverletzung totale
Abstürze erlebt. – Am zweitletzten Tag ging’s aufwärts; und am Schluss
war ich total mit mir im Reinen. Und nun bin ich einfach nur glücklich,
stark und dankbar. Ich bin mir bewusst, dass meine Umgebung kein Naikan
kennt und der Alltag seine Herausforderungen hat. Ich bin
zuversichtlich, dass ich mit meinem Leben klar kommen werde, nachdem ich
diese Versöhnungsarbeit machen durfte. Ich bin sehr froh, dass ich
diese Schweigewoche erlebt habe und mich aushalten konnte. Ohne
Substanzen, ohne Mantra, ohne Beeinflussung von aussen, ohne Musik, ohne
Medien, ohne Kommentar des Leiters, ohne Handy, ohne Buch und ohne
Papier und Bleistift: einfach nur ich mit den drei Fragen. Immer dran
bleiben bis man am Abend todmüde ins Bett fiel und gut schlief.

Ich machte in den letzten 30 Jahren alles, was so an
Psychologie angeboten wurde. – Die Naikan-Woche hat aus mir einen
freien Menschen gemacht. Ich habe erlebt und erlebe, dass ich mit beiden
Füssen auf dem Boden stehen und mein Sosein und das Sosein der Anderen
akzeptieren kann. Ich muss nicht mehr herumscharren, verändern, bewerten
und beurteilen (mich und die andern nicht). Ich lebe in grosser
Dankbarkeit. – Naikan ist an keine Religion oder sonst was gebunden. Es
ist die individuellste Form der Selbsterkenntnis, die ich je kennen
gelernt habe. Ich bin meinem Kern näher gekommen als je in einer
psycholytischen Sitzung. – Und Freude ist da.

Mein Weg wird sein, dass ich mit der Dankbarkeit
unterwegs sein werde. Ich spüre, dass in meinem ganz kleinen
Lebensbereich die Energie im Fluss ist. Den Satz von Meister Eckhart aus
dem Naikan-Buch „Die Kraft der Dankbarkeit“: „Wenn das einzige Gebet,
das du während deines ganzen Lebens sprichst, ‚danke’ heisst, würde das
genügen“, kann ich nach einer Woche Naikan freudig unterschreiben. – Ich
brauche keine Anstrengungen, lieb und gut sein zu müssen. Ich habe an
mir nichts verändert. Was ich in der Naikan-Woche geschenkt bekam, war
wie eine Hirnwäsche, die ich mir selber gemacht habe. Es ist mir bewusst
geworden, was alles ich bereits vom Leben erhalten habe, wofür ich
nicht besonders dankbar war, es als selbstverständlich hielt. So was
kann man, ohne diese Einsamkeit und diese Konzentration auf die drei
Fragen gar nicht ins Bewusstsein holen.
Dieses neue Bewusstsein
macht mich wie satt, dankbar und zufrieden. Naikan ist für mich ein
grosser Glücksfall. Immer, wenn ich auf der Gefühlsebene drohe in das
uralte Muster zu fallen, kommt mir Naikan zu Hilfe. – Auch die
Erlebnisse draussen kommen mir weich entgegen. Es ist, wie wenn das
Leben mich mehr lieben würde, als vor der Naikan-Woche (oder umgekehrt:
ich liebe das Leben mehr als vor der Naikan-Woche!) Und ich bin dem
Leben und meinem Naikan-Leiter dankbar.

Kürzlich war ich an einer Familienfeier, wo auch
mein Ex-Mann mit seiner Frau eingeladen war. Ich war total gelassen und
konnte auf die Beiden zugehen. Vor der Naikan-Woche waren mir solche
Treffen eine echte Herausforderung mit Widerständen meinerseits. – Und
heute schleichen sich ab und zu alte Denkmuster ein. Dann richte ich es
mir so ein, dass ich mich hinsetze und Naikan mache. Gleich kommt dann
die Dankbarkeit. – Und wenn die andern, die kein Naikan kennen, mich
brüskieren, dann denke ich, dass es die vierte Frage gar nicht gibt (die
Frage „welche Schwierigkeiten hat der andere mir gemacht“). Das ist
denen ihr Bier! Und dann bin ich wieder im Reinen mit der Welt! Dies
gibt mir Energie, Freude und Dankbarkeit.

Alles in allem: es fühlt sich so an, als ob eine Schleuse geöffnet wurde. Die Einsicht ist da: die andern schulden mir gar nichts. Alles ist Geschenk. – Von Beginn meiner Erinnerung an mein Leben bis heute zieht sich ein destruktiver Charakterzug durch fast alle wichtigen Beziehungen in meinem Leben. Dies deutlich zu sehen, war schmerzhaft und zugleich heilsam.
Ich habe mich definitiv für die Oktober-Naikan-Woche angemeldet. Da möchte ich dran bleiben.
Danke, Ruedi, danke!

 
Erfahrungsbericht R.Z.

Ich bin jetzt über 40ig und habe mich in all den Jahren immer mehr von mir entfernt. In 7 Tagen Naikan habe ich mich wieder kennengelernt und mit meiner Lebensgeschichte versöhnt.
Meine wertvollsten Erlebnisse mache ich in der Stille, Naikan gibt sie mir.
Das heutige Leben ist hektisch, ,reizüberflutet und geht oft an die Substanz, nach einer Woche Naikan kann ich wieder mit neuem Elan in den Alltag.