Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?
Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?
Schweibenalp September 2012
Erfahrungsbericht HJ.B.
Eine Woche „Naikan“, wie würde es sein? Wie fühle ich mich anschliessend? Was für Erinnerungen werden aufkommen? Was werden diese Erinnerungen auslösen? Wie würde ich darauf reagieren? Eine Woche, mehrheitlich innerhalb von einem Raum von knapp 10 m2, klingt irgendwie asketisch und ich assoziere bereits Rückenschmerzen…
Kurz gesagt, es war ein gemischtes und einzigartiges Gefühl als ich „einrückte“. Eine
Mischung zwischen Respekt, Neugier und Vorfreude. Vorfreude weil ich wusste, jetzt mache ich keinen Rückzieher mehr! Seit Jahren war es in Gedanken präsent, aber ich wurde nie konkret.
Als wir zu Beginn den Tagesablauf und die Verhaltensregeln besprachen dachte ich als erstes, bereits nach 2 Tagen werde ich die Nächte hellwach verbringen. Gute 8 Stunden Nachtruhe und den ganzen Tag praktisch im gleichen Raum, da wird man wohl kaum ermüdet ins Bett fallen…
Nun ich habe mich getäuscht und ich schlief bestens, weiters empfindet man die 10m2 als mehr als genügend, im Gegenteil, man geniesst es weil es quasi ein Schutzwall für die eigene Gedankenwelt wird.
Was mich überraschte ist die Tatsache, dass ich nach 2 Tagen sehr viel über mich erfahren habe, dass ich als exemplarisch empfand. Es ist schlicht erstaunlich wieviel man innerhalb der 10m2 wiedererkennt. De facto ist es so, dass man sich wie ein eigenes Nest gestaltet und die Art wie ich es tat, war zwar nicht neu, aber es fiel mir noch nie so offenkundig auf.
Alle 1 ½ Stunden ein Gespräch, alle 1 ½ Stunden einen Zeitabschnitt des Lebens mit den 3 Naikan-Fragen Revue passieren lassen. Innerhalb dieser 1 ½ Stunden ist es nicht möglich, sich immer auf die Aufgabenstellung zu konzentrieren. Ich beginne also wie eine Art eigene Struktur in diese 1 ½ Stunden einzubauen. Schlussendlich stellten sich diese Momente ein wo man praktisch in der Vergangenheit war und quasi wie im Kino einen Ausschnit des Lebens klar vor sich sah. Ich empfand es fast als eine Art Trance, wenn ich in dieser Zeit schlummerte.
Es mischten sich traurige, melancholische und versöhnliche Gefühle ab mit witzigen Momenten der Rückschau. Die „Naikan“-Woche hat mir gezeigt, welche Perioden und Erlebnisse mich sehr stark prägten. Die „Naikan“-Woche hat mir gleichzeitig auch gezeigt, dass ich gerade diese Perioden und Erlebnissen bspw. nicht fair/differenziert in der Erinnerung habe.
Es kam mir so vor, dass in einzelnen Perioden gewisse Erlebnisse alles überdeckten, die Erinnerung sowie das Gefühlsempfinden dazu. Da wir innerhalb der Naikan-Woche das Leben mehrfach Revue passieren lassen, habe ich quasi diese Perioden wie entschichtet. Müsste ich es bildlich beschreiben, so würde ich es am ehesten mit einer Kamera vergleichen, bei der man das Objektiv immer schärfer einstellt, bis es perfekt eingestellt ist. Diese Momente der Klarheit, die empfand ich als sehr emotional und befriedigend. Ich glaube auch, dass es für mich ohne diese Struktur und vor allem die Redukiton der Ablenkungen schwierig ist, diese innere Ruhe zu erreichen.
Was mich überraschte ist der Effekt des Gespräches. Zum Teil hatte ich ab und zu vor dem Gespräch das Gefühl, ich könne die wichtigsten Gedanken der letzten 1 ½ Stunden kaum mehr fassen. Es hat sich aber gezeigt, dass gerade das Gespräch half, die Essenz daraus zu bündeln und man instinktiv den treffenden Ausdruck fndet um diesen Zeitabschnitt wieder „loslassen“ zu können.
Die Frage ob es ein guter Entscheid war diese Woche zu machen, habe ich mir bereits nach dem ersten berührenden Moment nicht mehr gestellt. Wie lange es noch dauert, war schon bald irrelevant. Im Gegenteil, es stellte es sich ein Respekt ein wie es sein wird, wieder im Alltag zu landen ohne die Struktur und das behutsame Umfeld.
Ich kann nur positives berichten und jedem bedenkenlos diese Erfahrung empfehlen. Ich möchte aber erwähnen, dass ich mich sehr aufgehoben fühlte. In diesem Sinne gebührt ein besonderer Dank der Kursleitung sowie den anderen Kursteilnehmern/Innen.
Möchberg Mai 2012
Erfahrungsbericht E.D.
Ich habe in dieser Woche die wichtigste Person in meinem Leben kennengelernt – MICH!
Vielen lieben Dank Ruedi für die
herzliche Betreuung. Lieben Dank auch meinem Mann und meiner Freundin,
ohne die ich diese Woche nicht hätte realisieren können.
Es ist ein Luxus, dass ich mich als
Mutter von zwei kleinen Kindern eine ganze Woche aus dem Alltag nehmen
konnte um mich ganz mir und meinem Leben zu widmen.
Mein Rücksack ist nach dieser Woche zwar nicht weniger gefüllt – dafür aber umso leichter zu tragen!