Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?
Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?
Convento Bigorio, November 2022
Drei Gedanken zu meiner Naikan-Woche im Herbst 2022
Während der Naikan-Woche gab es Zimmerservice. Ein Kursteilnehmer namens M. hat uns jeweils Zmorge, Zmittag und Znacht in die Zelle gebracht. Er klopft an die Tür, ich öffne sie von innen, er kommt herein, stellt das Tablet ab und sagt «en Guete». Dieses «en Guete» hat mich berührt. Als würde er mein Essen segnen und mir sagen, ich bin da, du bist nicht allein. Seither höre ich manchmal, wenn ich mich an den Esstisch setze, ein leises «en Guete» und merke, dass es meinem Magen guttut.
Die Begleitung durch Ruedi war für mich etwas ganz Besonderes. So hingebungsvoll, präsent, zuverlässig. Er kommt, hört zu, ohne Wertung. So ein Zuhören kann viele Schmerzen heilen. Der Begriff «ganz Ohr sein» passt wunderbar. Ruedi hat sich auch darum gekümmert, dass ich nach dem Zmittag jeweils meinen Espresso bekam.
Ein paar Tage nach meiner Naikan-Woche habe ich meine Mutter besucht. Und wisst ihr was? Ich habe sie geliebt. Unglaublich. Ich habe Liebe gefühlt. Das geht eindeutig auf das Naikan-Konto!! Ich bin sehr dankbar, dass sich dieser lebenslange schlimme Widerstand gegenüber meiner Mutter aufgelöst hat und dass Liebe zum Vorschein gekommen ist. Das hätte ich nie gedacht.
V. S.
Es ist eine große Herausforderung für mich, mich auf etwas zu konzentrieren. Die Ablenkung innerlich ist immer groß. Das Umfeld im Kloster war für mich da wichtig und hilfreich. Wie im Achtsamkeitstraining habe ich mir wieder und wieder die drei Fragen geholt um mich zu fokusieren und zu konzentrieren.
Die Handlungs- und Bewegungsdeprivation war intensiv. Natürlich dienen sie der Konzentration auf das Wesentliche. Unerwartet war für mich, dass ich die Woche gar nicht als „Schweigewoche“ wahrgenommen habe, da ich mich innerlich die ganze Zeit mit Wörtern und Begriffen auseinandergesetzt habe.
Mein großes Vorhaben war: mich zu öffnen und meine Abwehr klein zu halten – dennoch war das Seminar eine Herausforderung. Tatsächlich bin ich vorangekommen in dieser Woche. Ich habe einen Eindruck erhalten, was die Methode für mich ermöglichen kann. Ich habe ganz tiefe Dankbarkeit und Verbundenheit erfahren können.
D.N.
Die Woche war für mich ein Erfolg. In meinem Alltag nahm ich mir selten genügend Zeit für mich selber, das Naikan hat mir aber aufgezeigt wie wichtig und schön diese Zeiten sind. Aktuell fällt es mir deswegen deutlich einfacher, mir diese Zeit zu nehmen und auch ganz bewusst offline zu gehen. Die klaren Gedanken, die innere Ruhe und das bewusste Wahrnehmen meiner Umgebung will ich nie wieder missen.
M.M.
Etwas nervös, aber auch neugierig, startete ich in die Naikan-Woche. Ich war gespannt, wie es mir ohne Handy, Bücher und andere Ablenkungsmöglichkeiten ergehen wird.
Es ging erstaunlich gut. Durch die Fragen kamen mir konkrete Bilder/Situationen in den Sinn, die meine Dankbarkeit gegenüber diesen Personen vergrösserte. Zudem wusste ich die Ruhe, den grandiosen Ausblick und die Tagesstruktur zu schätzen.
J.F.