Eine Woche lang täglich 15 Stunden im Schweigen in einer Mönchszelle mit nur drei Fragen – wer tut sich das an?

Schweibenalp Oktober 2016

Erfahrungsbericht B.G.

Es war mein zweites Naikan, mein erstes war vor drei Jahren, und es war um einiges intensiver für mich als mein erstes Mal. Vielleicht weil ich schon wusste was mich erwartet, wie es abläuft? Oder war ich einfach bereit noch tiefer in meine Geschichte zu tauchen? Egal, es war intensiv, ich war noch in Naikan versunken als ich schon lange wieder zu Hause war, tagelang kamen und kommen mir immer noch Erlebnisse mit den drei Fragen in den Sinn.

Ein paar Mal kam auch in diesem Naikan der Wunsch auf die Koffer zu packen und abzuhauen. Jeweils nur kurz, denn ich schaute dann genau hin was mich denn blockiert, was ich nicht wahrhaben möchte. Es waren schon grosse Brocken an Schwierigkeiten die sich zeigten. Ich schaute sie und den Menschen dem ich sie bereitet hab an und ein Gefühl der Demut durchflutete mich. Es war befreiend meine Geschichte, mein Leben noch einmal zu reflektieren.

Die drei Jahre zwischen den beiden Naikan waren sehr ereignisreich, und oft übte ich Naikan für mich selbst. Es half mir oft in Situationen die ich ohne Naikan nie aus der Perspektive „wo bereite ich der Person Schwierigkeiten“ angeschaut hätte. Aber genau in dieser Frage liegt oft schon der Lösungsweg.

Ein intensives Gefühl von Demut und Dankbarkeit den Menschen gegenüber die mich in meinem Leben begleitet haben und noch begleiten, durchfluten mich. Innere Ruhe und Geduld mit meiner Umwelt und mir selbst stärken mich auf meinem weiteren Lebensweg.

Naikan mit seinen drei Fragen werden mich auch weiterhin in meinem Leben begleiten.

Vielen Dank lieber Ruedi, für deine Fürsorge, deine Demut, dein Da sein.

 

Erfahrungsbericht D.P.

Meine erste Erfahrung mit Naikan ging ich ohne
Erwartungen und konkrete Ideen an. Ich kam also auf der Schweibenalp an,
wurde beim und nach dem Nachtessen von Ruedi begrüsst (mit drei
weiteren Teilnehmenden), Ruedi erklärte Naikan („japanische Methode zur
Selbsterkenntnis“) und deren „Regeln“ (wie wir uns verhalten sollen,
damit Naikan zur Entfaltung kommen kann). Vor den ersten anderthalb
Stunden Naikan (darüber nachdenken was meine Mutter für mich von meiner
Geburt bis zu meinem 6ten Lebensjahr getan hat, was ich im selben
Zeitraum für sie getan hat und welche Schwierigkeiten ich damals für sie
bereitet habe) gaben wir unsere Handy ab und setzten uns still (keine
Gespräche für die folgenden 7 Tage!) in unsere „Ecken“ (mit Paravents
abgetrennte kleine Räume mit Bett) in unseren Zimmern. Um 21:15 war
schlafen angesagt – angezeigt durch das Ertönen einer Klangschale. Um 6
Uhr morgens ging es mit denselben Fragen, wie am Vorabend weiter, mit
dem Unterschied, dass um etwa halb 8 Ruedi zum „Abhören“ kam. Das
„Redeverbot“ war dann also für 3-5 Minuten aufgehoben, aber nur zu
Ruedi. Ruedi führte uns jeweils hervorragend, wenn wir begannen zu
beurteilen, was die Mutter für mich getan hat… Es geht immer nur darum
die grundlegenden 3 Fragen aus der Erinnerung möglichst genau zu
beantworten. Naikan urteilt nicht!

In den nachfolgenden 100 Minuten waren meine
nächsten 4 Jahre (6 – 10 jährig) im Zusammenhang mit meiner Mutter, das
Zentrum der drei Fragen. So ging es entsprechend weiter bis zum Jetzt,
unterbrochen durch die leisen Gespräche alle 90 – 100 Minuten mit Ruedi,
wo er uns „abhörte“ und darauf achtete, dass wir möglichst nicht
abschweiften. Jeden der 7 Tage wurden wir so 9 mal abgehört. Für unser
leibliches Wohl sorgte Ruedi mit dem Küchenteam hervorragend. Ich habe
die vegetarische Küche sehr genossen, obwohl ich ansonsten gerne Fleisch
esse. Eine weitere „Abwechslung“ waren unsere täglichen, etwa
einstündigen Kücheneinsätze (z.B. Rüebli schälen). Ich habe auch dies
sehr genossen – einfach weil es etwas anderes war, als dauernd über die
drei Fragen nachzudenken, ohne jede Ablenkung…

Bei mir war es nun so, dass am zweiten Tag die drei
Fragen in jeweils 4 Jahresabschnitten das Thema waren. Am Abend des 3ten
Tages kam die erste grosse Überraschung: Nun beginnst du nochmals mit
deiner Mutter! Aber bereits in der Zeit, als du noch im Bauch deiner
Mutter warst… Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass mir dies gelang und
tatsächlich war meine Wiederholung der ganzen Geschichte mit meiner
Mutter sehr viel deutlicher und, zu meiner Überraschung, überhaupt nicht
eine blosse Wiederholung, weil mir einfach wesentlich mehr einfiel als
beim „ersten Durchgang“.

Am fünften Tag gab es für mich einen neue
Überraschung, weil nun Naikan an der Reihe war mit dem Thema
„Kommunikation mit unseren Mitmenschen“. Reflektiert ebenfalls wieder in
Zeitabschnitten meines Lebens und was ich gestohlen und wo ich gelogen
hatte (im weitesten Sinne).

Zusammenfassend war die Woche für mich einerseits
anstrengend, weil ich häufig dachte: Wenn es doch bloss schon vorbei
wäre… Andererseits war es aber widersprüchlicherweise auch so, dass die
Zeit sehr schnell vorbeigeflogen zu sein schien.

Zwei Wochen nach meiner ersten Naikan-Erfahrung kann
ich nun sagen, dass ich das gelernte fast täglich anwenden kann. Der
„Stopp“ für eine Woche, das komplette Ausschalten des aktuellen Alltages
hat viel Ruhe zurückgebracht, einfach nur gut getan. Gut getan hat
besonders auch, dass ich alles was ich mit mir „herumgeschleppt“ habe
jemandem erzählen konnte. Damit fühle ich mich heute tatsächlich um
vieles „erleichtert“, was mich vor einem Monat noch bedrückt hatte
(wenigstens im „Unterbewusstsein“). Ich habe viel dazu gelernt, wo es
darum geht sich so zu sehen und zu akzeptieren, wie man ist. Nicht als
Bürde zu sehen, was zu mir gehört. Nicht „besser“ sein zu wollen, als
ich bin. Zu mir selbst zu stehen.

Zuletzt aber das Allerwichtigste: Ohne die
kompetente Weise, wie Ruedi mich durch diese (Selbst-)Erfahrung geführt
hat, hätte ich die Bedeutung von Naikan wohl nie in dieser Tiefe
begriffen. Und ich weiss auch, es ginge NOCH tiefer…

Herzlichen Dank Ruedi – dafür, dass du mir Naikan
gezeigt hast und vor allem dafür, dass du für mich da warst in dieser
Woche – nur für mich, so hat es sich in allen Belangen angefühlt!

Naikan: SEHR EMPFEHLENSWERT FÜR ABSOLUT ALLE!

Kloster Engelberg Mai 2016

Erfahrungsbericht P.L.

Die Naikan-Woche im Kloster Engelberg war vieles auf einmal: Meist kurzweilig, manchmal lang aber nicht langweilig, wohltuend, bereichernd, hart in einem positiven Sinne, stärkend und erkenntnisreich. Es mag streng erscheinen, sich eine Woche in einem Klosterzimmer nur mit sich selbst auseinander zu setzen. Es ist aber genau das, was ich sonst nie mache oder wenn, dann nur für ein paar Stunden oder zwei Tage in den Bergen. Es tut gut, einmal das Alltagsgeschehen ausblenden zu dürfen, sich nicht zeigen oder melden zu müssen. Die Woche bringt trotz eher geringer körperlicher Aktivität viel Schlafbedarf und viel Appetit mit sich. Einerseits kommen Erinnerungen zurück, welche nicht mehr präsent waren. Andererseits wird die Fantasie angeregt und Tagträumen hat auch immer wieder Platz. Die Naikan-Woche war im Rückblick erholsamer als Ferien. Dies ist es aber nur, wenn man zumindest eine minimale Bereitschaft aufbringen kann, keine Ferien von sich selbst machen zu wollen. Daraus entstand eine neue Sicht auf mich selbst, auf meine vergangenen 34 Lebensjahre, auf meine Familie und mein Umfeld. Im Anschluss an die Naikan-Woche haben bereits kleine Änderungen im Umgang mit mir selbst und auch mit meinen Mitmenschen schöne, wahrnehmbare Unterschiede bewirkt. Danke!

 

Erfahrungsbericht U.Sch.

Bei mir hat sich etwas nachhaltiges in dieser Woche verändert.

Ich habe in der Naikanwoche wieder zu mir selber gefunden. Fühle wieder ganz klar, was mir in meinem Leben wichtig ist. Ich trage immer noch eine tiefe Ruhe in mir und fühle eine gewisse Gelassenheit.

Diese Woche ist das wertvollste Geschenk, das ich mir machen konnte.